Der Neusiedler See im Burgenland Österreichs zieht jedes Jahr viele Erholungssuchende an und bietet als einzigartiges Naturreservat sowohl der Tier- und Pflanzenwelt als auch dem Menschen einen einmaligen Lebensraum. Der See allein erstreckt sich zwischen Österreich und Ungarn über 36 km in der Länge und ist zwischen 7 und 16 km breit. Er gehört zu den wichtigsten Steppenseen Europas und ist bekannt für seine geringe Tiefe, ein mildes Klima und seinen enormen Schilfgürtel, der ihn fast im Gesamten umgibt.

Wir haben für dich eine ausführliche Recherche zur Region & Historie des Neusiedler Sees zusammengstellt, viel Spaß beim Erkunden!


Inhalt


Nationalpark

Nationalpark

Umgeben wird der See vom Nationalpark „Neusiedler See Seewinkel“, der Heimat für einzigartige Landschaften und Lebensräume ist sowie viele seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten beherbergt und beschützt.

Das Seegebiet ist aus biologischer Sicht ein Grenzraum, in dem zahlreiche Elemente verschiedener Landschaftsräume zusammentreffen.

Auf engstem Raum findet man hier Pflanzen- und Tierarten aus alpinen, pannonischen, asiatischen, mediterranen und nordischen Gebieten.

Die verschiedenen Lebensräume, wie Feuchtgebiete, Trockenrasen, Sandsteppen, Eichenwälder, Weide- und Wiesenflächen, bilden durch ihre mosaikartige Verteilung die Voraussetzung für eine vielfältige, bemerkenswerte Flora und Fauna.

Neusiedler See – Seewinkel

Aus dem Beitrag unseres Seereporters: Der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel ist eines der vielen Schutzgebiete des Burgenlands Österreich und einige Bereiche haben zusätzlich den Status eines UNESCO-Biosphären-Reservats, Ramsar-Gebiets und UNESCO-Welterbes.


Schilfgürtel

Schilfgürtel

Der den See fast vollständig umgebende Schilfgürtel bildet den Lebensraum der einzigartigen Tierwelt der Region und ist nach dem Donaudelta das größte zusammenhängende Schilfgebiet in Europa.

Schilf war bis Mitte des 19. Jahrhunderts am Seeufer nur stellenweise anzutreffen. Durch den Eintrag von Dünger aus der Landwirtschaft und der Eröffnung des Einserkanals im Jahr 1909 und der daraus folgenden Seeregulierung kam es zu einer Verringerung des Salzgehaltes im Wasser. Dadurch konnte sich das konkurrenzstarke Schilf rund um den See verbreiten und bewächst fast alle Seebereiche mit geringem Wasserstand.

Knapp die Hälfte des Schilfgürtels liegt in der streng geschützten Naturzone des Nationalparks, vom Rest werden 10 bis 15 Prozent des Schilfgürtels von Landwirten und einigen professionellen Schilfschneidern im Winter maschinell geerntet und teilweise auch weiterverarbeitet. Dazu wäre das einjährige Schilf am besten geeignet, der Nationalpark erfordert aber eine mehrjährige Rotationsbewirtschaftung der Schilfflächen. Das führte in der Vergangenheit immer wieder dazu, dass alte Schilfbestände gesetzeswidrig in Brand gesteckt wurden, um Flächen für junges Schilf zu erhalten

Bei den sogenannten Inseln des Neusiedler Sees, auch Schoppen (Singular: der Schoppen) genannt, handelt es sich meist um keine echten Inseln, sondern um von offenem Wasser umgebene Schilfbestände.


Leithagebirge

Das Leithagebirge wird manchmal auch umgangssprachlich „Leithaberge“ genannt. Es ist ein 35 km langer und 5 bis 7 km breiter Höhenrücken am Rand des Wiener Beckens zwischen Brucker Pforte im Norden und Wiener Neustädter Pforte im Süden. Geologisch ist das Gebiet ein Ausläufer der Alpen, bildet aber auch eine Verbindung zu den Karpaten im Norden. Die höchste Ergebung ist der Sonnenberg mit einer Höhe von 484 Metern.

Außerordentlich im Leithagebirge ist die hohe Dichte an unterschiedlichen Pflanzen- und Tierarten auf einer vergleichsweise kleinen Fläche. Es gibt zahlreiche gesunde Waldbestände und Waldrandbiotope, dazu Trockenrasen, Weingärten und Streuobstwiesen. Im Leithagebirge treffen unterschiedliche pflanzengeographische Gebiete aufeinander, es ist ein typisches Übergangsbiotop. Hinzu kommt eine Jahrtausende lange Kultivierung der Landschaft durch den Menschen, die eben jene auch stark verändert und geprägt gat. Erste Siedlungsspuren finden sich auf dem 7. Jahrhundert vor Christus, lange Zeit lebten die Kelten in dem Gebiet. Auch Römersiedlungen sind zu finden, ab dem 4. Jahrhundert nach Christus wandern die Germanen ein. Im Rahmen der Völkerwanderung dringen die Ungarn ein und das Gebiet wird für viele Jahrhunderte Teil des ungarischen Staates. Ein Aufschwung setzt im 18. Jahrhundert ein, verbunden mit einer bedeutenden Bauphase.


Tierwelt

Vögel

Der Neusiedler See bietet sehr unterschiedliche Lebensraumbedingungen eng nebeneinander, das wird besonders in diesem Teil des Nationalparks deutlich: trübes, windbewegtes Wasser am offenen See schafft andere Grundlagen als klares, stehendes Wasser in den Blänken des Schilfgürtels oder Regenwasser in den seenahen Wiesen. Im Schilf brüten Vogelarten wie Silber- und Purpurreiher, Löffler aber auch Graugänse. Am bekanntesten ist der Weißstorch, der ähnlich einem Wappentier in der gesamten Region behandelt wird. Insgesamt sorgen hier über 300 Vogelarten für großes Interesse bei Ornithologen und Naturliebhabern.

Der Frühling ist gekennzeichnet vom hohen Wasserstand und der Ankunft der Zugvögel. Im Herbst und Winter dient der südliche Teil des Sees zehntausenden Bläss-, Saat- und Graugänsen als Schlafplatz.

Insekten, Fische und Amphibien bilden die Nahrungsgrundlage für Brutvögel und Durchzügler.

Säugetiere und Reptilien

Über 40 Säugetierarten wie das Ziesel, der Steppeniltis und der Hamster leben um den See. Unter den Reptilien sind häufig Ringelnatter und Eidechsen wie Östliche Smaragdeidechse, Zauneidechse und Waldeidechse sowie zahlreiche Frosch- und Krötenarten. Zu den seltenen Schlangenarten zählen Würfelnatter und Wiesenotter.

Fischbestand und Fischerei am See

Wildkarpfen – Tiergarten Schönbrunn

Es gibt heute nur noch eine Handvoll Berufsfischer am See, die mit Reusenanlagen Speisefische fangen und die umliegenden Restaurants beliefern. Für Privatpersonen besteht die Möglichkeit, Anglerkarten zu erwerben.

Belegt ist die Fischerei bereits im 16. Jahrhundert. Die Fischgewässer waren zu dieser Zeit im Besitz des Adels. Von den Orten Illmitz, Apetlon und Martinhofen mussten daher Fische als Zins an die Esterházy nach Eisenstadt geliefert werden.

Früher wurden nichtheimische Fische wie der Aal in den See ausgebracht, um die Mengen für die Fischerei zu erhöhen. Der Sonnenbarsch wurde aus Nordamerika importiert. Da dies die autochthonen Bestände und das natürliche Gleichgewicht des Sees beeinflusste, wurden ab den 1990er Jahren diese Eingriffe beendet. Ziel ist es nun, die alten Methoden und Überlieferungen auch in der modernen Fischerei zu erhalten. Aus diesem Grund zählt der Neusiedlersee Fisch allgemein zu den Traditionellen Lebensmitteln.

Es ist möglich als Beuscher des Sees einen Angelschein zu erwerben. Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Website des Fischereiverbands Neusiedlersee.


Rosalia Naturpark

Der Naturpark Rosalia ist der jüngste der burgenländischen Naturparks. Er umfasst 13 Gemeinden und liegt ganz im Osten des Wiener Beckens. Der Park umfasst das Naturschutzgebiet „Hangwiesen Rohrbach-Schattendorf- Loipersbach“, das Teil eines Vogelschutzgebietes ist. Die Landschaft ist geprägt durch die Gebirgszüge des Ödenburger- sowie des Rosaliengebirges, von dem der Park seinen klingenden Namen erhalten hat. Auch ist die Umgebung geprägt vom weitläufigen und fruchtbaren Wulkatal und ist landschaftlich sehr abwechslungsreich. Zu sehen gibt es unter Anderem Streuobstwiesen, Kastanienhaine und ausgedehnte Weingärten.


Weinbau

Durch das günstige Klima mit 2000 Sonnenstunden jährlich wird in der Region auch viel Weinbau betrieben, wobei viel Wein in andere Regionen verkauft wird, aber auch in zahlreichen Heurigenbetrieben und Vinotheken direkt vermarktet wird. In den Weinbauregionen Neusiedler See und Leithaberg werden insgesamt rund 12.225 Hektar bewirtschaftet.

Weinbau Neusiedler See

Die dominierenden Weißweinsorten sind der Welschriesling und der Weißburgunder. Bei den Rotweinen sind es der Zweigelt, der St. Laurent und der Blaufränkische. Das Weinbaugebiet ist in den 1960er- und 1970er-Jahren mit Spezialitäten wie Trockenbeerenauslese und Eiswein bekannt geworden. Nach dem Weinskandal 1985 ging der Weinbau einige Jahre stark zurück, in der Zwischenzeit hat die Qualität der produzierten Weine aber Weltklasseniveau erreicht. Spitzenbewertungen bei renommierten Kritikern wie Robert Parker belegen den Führungsanspruch der Weinbauregion in Österreich.


Historie

Historie Neusiedl
Neusiedler See und Hansag 1783, Nikolaus II. Fürst Esterházy

Die Geschichte des des Sees ist eine wechselvolle:  Steinzeitliche und bronzezeitliche Funde belegen, dass das Land rund um den See seit 8000 Jahren besiedelt ist. Um die ersten Jahrhunderte der neuen Zeitrechnung wurde das Seegebiet von den Römern besetzt, die später die dichten Eichenwälder der Region für ihre Zwecke abholzten. Dadurch kam es zur heutigen waldarmen Versteppung der Landschaft. Im dritten Jahrhundert kam es dann ebenfalls durch die Römer zu den ersten Weinanbaugebieten. Nach Ende der Völkerwanderung um die Jahrtausendwende hatten viele Ostgoten Siedlungen rund um den See erbaut.

Heute ist der österreichische Teil des Sees bereits seit dem 17ten Jahrhundert zum größeren Teil Eigentum der ungarischen Magnatenfamilie Esterházy.

Das gesamte Burgenland gehörte bis 1920/1921 zu Deutsch-Westungarn. Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Name Fertő-tó verwendet werden.


Gebiete

Grenzüberschreitendes Ramsar-Gebiet „Neusiedlersee-Seewinkel-Waasen“

Österreich und Ungarn haben im Jahr 2009 ihre Zusammenarbeit in der Region Neusiedlersee-Seewinkel-Hansag intensiviert: Sie errichteten das grenzüberschreitende Ramsar-Gebiet  „Neusiedlersee – Fertö – Hansag“, zu deutsch: „Neusiedlersee-Seewinkel-Waasen“.

Neusiedlersee-Seewinkel-Waasen

Im Burgenland befinden sich rund 230 km² und auf ungarischen Staatsgebiet rund 80 km² wobei die Wasserfläche prozentuell an der Gesamtfläche am österreichischen Teil des Sees nahezu 70 % ausmacht.

Der Neusiedlersee auf ungarisch Ferto gehörte bis 1919 zu Deutsch Westungarn und wurde in Verhandlungen nach dem 1. Weltkrieg größtenteils Österreich zugesprochen und befinden sich seither im ehemals neu gegründeten österreichischen Bundesland Burgenland. Der ungarische Anteil gehört zum Komitat Györ – Moson – Sopron (Raab – Wieselburg – Ödenburg).

Die Zusammenarbeit mit den ungarischen Nachbarn hat auch auf naturschutzfachlicher Ebene eine lange Tradition. Bestes Beispiel dafür sind die sogenannten Neusiedler See – Tagungen, die etwa alle zwei Jahre abwechselnd im Burgenland und in Westungarn abgehalten wurden. Damit wurde vor allem der grenzüberschreitenden Lage des Steppensees Rechnung getragen.

Die Gründung einer bilateralen Nationalpark-Planungskommission 1988 war daher ein logischer Schritt. Seit der Errichtung des Nationalparks – mit gemeinsamer offizieller Eröffnung am 24. April 1994 – werden in der österreichisch-ungarischen Nationalparkkommission die wichtigsten Entwicklungsschritte aufeinander abgestimmt. Auch die alltägliche Kooperation zwischen den Nationalparkverwaltungen in Sarród und Apetlon verläuft in freundschaftlich-kollegialer Atmosphäre. 

Der ungarische Teil des Neusiedler Sees wurde 1977 zum Naturschutzgebiet erklärt.

Das Hansággebiet im Fertö-Hanság Nationalpark

Von den 460 Quadratkilometern des Waasens liegt der überwiegende Teil auf ungarischer Seite. Dieses ehemalige Niedermoor, das sich aus dem verlandeten Teil des östlichen Seebeckens entwickelt hat, erstreckt sich vom heutigen Neusiedler See bis zur Donau. Bis ins frühe 20. Jahrhundert waren die Wasserflächen, Sümpfe und Moorwälder für die Menschen der Anrainergemeinden Nahrungs- und Rohstoffquelle: bei Eis wurde Schilf geschnitten, aus Weidenruten wurden Körbe geflochten, auf den Weiden der Moorinseln wurde Vieh gehalten und schließlich lebten Fischer und Krebsfänger von der natürlichen Vielfalt des Hanság.

Im Rahmen von Biotoprekonstruktionen wird versucht den ursprünglichen Niedermoorcharakter im Hanság wiederherzustellen.

Wasserregulierung und Torfstich haben aus dem Hanság fast eine Kulturlandschaft gemacht. Nur im Király-(Königs-)See oder in den Teichen des Tököz leben noch Schlammpeizger, Hundsfisch und Schleie. Im Schilf brüten Reiher- und Singvogelarten, in den offeneren Feuchtwiesen nisten Wiesenweihe, Großer Brachvogel und Sumpfohreule. 

Die Wiesen des Hanság sind auch Zufluchtsort für die vom Aussterben bedrohte Großtrappe und die Wiesenotter. Zu den Raritäten in den Waldbereichen zählen Schwarzstorch, Baumfalke, Seeadler und Waldkauz. Die Moorwiesen sind u.a. mit Sumpfknabenkraut, Prachtnelke und Lungenenzian geschmückt. 

Die Biotoprekonstruktionsflächen bei Bösárkány beherbergen eine Kolonie von Kormoranen, hier lassen sich auch verschiedene Entenarten, Seeschwalben und andere Feuchtgebietsvögel beobachten.

Vom Grenzübergang Pamhagen kommend ist es nicht weit in den Südhanság, Zufahrtsmöglichkeiten gibt es auch über Kapuvár. Den Nordhanság kann man u.a. über den Grenzübergang bei Andau erreichen. 

Empfehlenswert sind besonders Wanderungen zu einem der kleinen Seen, die durch den früheren Torfstich entstanden sind. Für die Orientierung im Hanság ist eine gute Wanderkarte unerläßlich.

Region Neusiedlersee – Fertod und Einzugsgebiet

Das Einzugsgebiet der Seeregion beträgt rund 1.355 km² und umfasst das Wulkabecken, Leitha Gebirge, den Ruster Höhenzug, die Parndorfer Platte den Seewinkel und auf ungarischer Seite den Hansag.

Die am See angrenzenden Gemeinden von Nordwest aus gesehen sind: Breitenbrunn – Purbach – Donnerskirchen – Oggau – Rust – Mörbisch

Die angrenzenden Gemeinden auf der ungarischer Südseite des Ferto sind: Fertorakos (Kroisbach) – Balf (Wolfs) – Fertoboz (Holling) – Hidegseg (Kleinandrä) – Fertohomok (Amhagen) Hegyko ( Heiligenstein) – Fertoszeplak (Schlippach) – Sarrod (Schrollen) und Fertod.

Die Gemeinden im Norden über die Ostseite zur Südseite sind: Winden – Jois – Neusiedl – Weiden – Gols – Podersdorf – Illmitz – Apetlon.

In den Gemeinden die am See angrenzen leben rund 49.000 Menschen wovon es in Österreich rund 37.000 und auf ungarischer Seite rund 12.000 sind.